Predigt zu Neujahr

Predigt: Lk.6,36 Jahreslosung 2021

Predigt von: Stefan Wagener

 

Sonntag: Neujahr / 01.01.2021

Wochenspruch: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“ (Hebr.13,8)

Lesung: Josua 1,1-9 Sei getrost, Gott ist mit dir.

Wochenpsalm: Ps.121 / EG 749

 

Lied: 376,1-3 Was Gott tut, dass ist wohlgetan …

 

Kanzelgruß:

Die Gnade sei mit euch und Frieden von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

 

KW 561 Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus

Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes

und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes

sei mit uns allen, mit uns allen! Amen.

 

Predigttext: Lk.6,36

Jesus Christus spricht: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

 

Ein gutes Ziel für das neue Jahr

Liebe Gemeinde,

 

wie werden Sie das neue Jahr begehen? Haben Sie eine gute Gewohnheit, der sie nachgehen? Nehmen Sie sich Zeit und überlegen sich neue Vorsätze, was in diesem Jahr anders werden soll? Oder machen Sie sich nicht zu viele Gedanken und nehmen Sie das Jahr so wie es kommt?

 

Vorsätze – so finde ich – sind etwas Gutes. Sie drücken aus, dass mein Leben nicht nur abläuft wie ein Film mit einem festgelegten Drehbuch an dem ich nichts ändern kann, sondern sie erinnern mich daran, dass ich mein Leben verantwortlich gestalten kann. Das finde ich großartig, auch wenn viele Vorsätze schon in den ersten Tagen des neuen Jahres scheitern sollten, aber damit sind ja die Ziele nicht schlecht und die Vorsätze noch nicht abgeschrieben. Ich darf wieder und wieder daran arbeiten, dass die Vorsätze in diesem Jahr zum Ziel kommen und dass sich mein Leben nachhaltig ändert.

 

Die Jahreslosung macht mir Mut. Christus spricht: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lk.6,36) Mit Gottes Barmherzigkeit kann ich die guten Vorsätze für das neue Jahr in meinem Leben angehen. Ich denke, das ist eine gute Basis. Dabei geht es nicht nur um die Vorsätze, die mein eigenes Leben betreffen und „besser“ machen sollen, sondern auch um die Vorsätze, die mir und dem Nächsten guttun. Das halte ich für sehr wichtig, weil in Zukunft – vielleicht auch schon in diesem Jahr – immer deutlicher werden wird, dass die großen Herausforderungen der Menschheit auf diesem Planeten uns alle betreffen und jeder seinen Beitrag leisten muss, damit die Umwelt, die Schöpfung, das Klima und die Lebensqualität für alle Menschen auf dieser Erde gesichert wird und das wird ohne barmherzigen Umgang miteinander nicht gehen.

Barmherzigkeit lässt mich über meinen Tellerrand hinausschauen zu meinem Nächsten. Dabei habe ich nicht nur das Familienmitglied oder den Nachbarn im Blick, sondern auch die Menschen, die außerhalb von Europa leben. Um ein konkretes Beispiel zu nennen, wie wird es sein, was die Verteilung des Impfstoffes angeht? Wird es gerecht zugehen? Werden die Armen auch Zugang dazu haben oder werden die Reichen sich zuerst schützen, weil sie das Geld haben?

 

Daher, so meine ich, wird es in naher Zukunft nicht mehr nur darauf ankommen, mit welchen guten Vorsätzen wir ins neue Jahr starten, sondern werden gezwungen sein, Dinge loszulassen und alte Gewohnheiten zu ändern, um unseren Planeten zu retten und die Gerechtigkeit unter den Menschen zu verbessern. Barmherzigkeit wird dann notwendig sein und unser verantwortliches Handeln bestimmen, um uns und unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.

 

Daher ist der erste Schritt, dass wir unser Leben überdenken im Lichte der Liebe Gottes und danach fragen, was Gott will, dass wir als Christen tun sollen. Wollen wir weiter den Göttern des Wirtschaftswachstums und des Konsums unser Leben hingeben und ihnen folgen oder wollen wir ein Leben in der „Fülle“ Gottes haben (vgl. Joh.1, 16), wovon Jesus spricht? Welchen Göttern wollen wir unser Leben und unsere Zukunft anvertrauen?

 

Jesus spricht: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Damit sagt uns Jesus, was er will. Wir sollen barmherzig sein, so wie unser Vater barmherzig ist. Es ist ein Imperativ, eine Aufforderung an uns, die wir Christen sind. Aber was ist Barmherzigkeit?

 

Jesus hat uns die Barmherzigkeit vorgelebt und Geschichten erzählt, um es zu verdeutlichen. Barmherzig ist der Vater in der Geschichte vom Verlorenen Sohn. Als der Sohn zerlumpt und verdreckt zurückkehrt, da erkennt der Vater von ferne seinen Sohn und dann heißt es „es jammerte ihn“. (Lk.15,20) Barmherzigkeit ist die Liebe zum Mitmenschen, das Elend sehen und sich um ihn zu kümmern.

 

So heißt es in vielen Geschichten, in denen Jesus das Elend der Menschen sieht, dass es ihn jammerte. Es berührt ihn, er hat Erbarmen mit dem Menschen und er hilft. Das ist Barmherzigkeit.

 

Jesus betont, seid barmherzig, wie auch der Vater barmherzig ist. Es gibt einen inneren Zusammenhang. So wie die Beziehung zum Vater und dessen Barmherzigkeit mein Leben verändert und bestimmt, so hat es auch Folgen für mein Verhältnis zu Gott. So spricht Jesus weiter: „Und richtet nicht, so werdet auch ihr nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr auch nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.“ (Lk.6,37-38a)

 

Es geht gar nicht anders. Wer Gottes Barmherzigkeit erfahren hat, der wird selbst barmherzig leben. Dazu erzählt Jesus ein Gleichnis vom Schalksknecht (Mt.18, 21-35). Er hat die große Barmherzigkeit seines Königs erfahren und dank seines Erbarmens wurde ihm eine unvorstellbare Schuldensumme erlassen. Er braucht sie nicht mehr zurückzuzahlen. Als er aber aus dem Palast geht und einen Schuldner trifft, der ihm etwas schuldet, wird er zornig und wirft ihn ins Gefängnis, bis er seinen minimalen Betrag an Schulden an ihn zurückbezahlt hat. Als das vor die Ohren des Königs kommt, wird er in den Palast gerufen und dort sagt der König: „Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten

hast; hättest du dich nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe?“ (Mt.18,32-33)

 

Das Gleichnis Jesu macht deutlich, wer Gottes Erbarmen erfahren hat, der kann gar nicht anders, als die Barmherzigkeit weiterzugeben. Wir haben erfahren, dass unser Leben, unsere Rettung daher rührt, weil Gott Erbarmen mit uns hat, obwohl wir Sünder sind, wie es im Ps.103, 8 heiß: „Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.“ Und auch nach den Worten von Paulus sind wir nicht deshalb gerettet, weil wir so gute Menschen sind, sondern, so schreibt er: „So liegt es nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.“ (Rö.9,15)

 

Jesu Worte sind also nur recht zu verstehen, wenn wir um die Barmherzigkeit Gottes, d.h. seiner Liebe zu uns, wissen und diese erfahren haben. Aber können wir das?

 

Eine Hilfe für mich ist das Bild von Angelika Litzkendorf zur Jahreslosung. Auf dem Bild sind verschiedene Gefäße zu erkennen. Die Gefäße laufen über und befüllen andere Gefäße. Vielleicht kennen wir solche Brunnen, wo vom oberen Gefäß das Wasser in das nächste Gefäß läuft usw.

Blaue, gelbe und weiße Farben strömen von oben nach unten in das dunkle Blau. Es gibt also eine Verbindung von Oben und Unten.

Ein Gefäß ist größer und in Gold gehalten. Es wird befüllt aus der Höhe und deutlich ist das Kreuz zu sehen und es befüllt die anderen Gefäße, die mit Abstand unter dem großen Gefäß stehen. Das was überläuft ist in bunten Farben dargestellt.

 

Dieses Bild veranschaulicht sehr schön, was Barmherzigkeit ist. Sie ist göttlichen Ursprungs und kommt vom Himmel her, von unserem Vater. Durch Jesus Christus wird sie an uns weitergeben. Durch seinen Sohn sehen wir und haben Anteil an der Barmherzigkeit Gottes.

 

Es ist wichtig, dass wir es nicht vergessen. Damit wir zu Menschen werden die barmherzig sind, müssen wir selbst erst einmal die Barmherzigkeit Gottes empfangen haben und zwar so überschwänglich, dass es bei uns zum Überlaufen kommt.

 

Barmherzig zu sein im neuen Jahr, dazu ermutigt und fordert uns Christus auf. „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“

 

Warum nicht Jesu Worten Taten folgen lassen? Warum nicht dieses Wort Jesu zu unserem Lebensmotto für 2021 und darüber hinaus werden lassen. Dabei ist es strenggenommen kein Vorsatz, sondern schlicht Nachfolge Jesu.

 

Ich meine, dass das neue Jahr diese Barmherzigkeit in besonderer Weise braucht. Barmherzig mit der wunderbaren Schöpfung und unserem Planeten umzugehen. Barmherzig zu sein mit unseren Mitmenschen, sie als Mitgeschöpfe und nicht nur als Konkurrenten am Arbeitsplatz oder bei der Zuteilung des Impfstoffes gegen das Coronavirus zu sehen. Barmherzig zu sein, wenn wir Lebensmittel kaufen und nicht nur nach dem billigsten Produkt auszuschauen, sondern auch darauf zu achten, unter welchen Bedingungen diese hergestellt wurden. Barmherzig mit den Bauern zu sein, damit sie eine Landwirtschaft betreiben können, bei der mit Tieren und Pflanzen schonend umgegangen wird. Barmherzig zu sein mit mir selbst und auch meinem anvertrauten Körper die Zuwendung zu geben, die er braucht, damit er gesund

bleibt oder wieder gesund werden kann. Das sind nur einige Beispiele, wozu Gottes Barmherzigkeit in unserem Leben seinen Segen bringt.

 

Wir sehen, Barmherzigkeit ist nötig und wichtig in unserer Welt, in der wir leben. Wir brauchen das Erbarmen, damit wir wieder zu Menschen werden, die nicht nur den eigenen Vorteil im Blick haben, sondern sich den Blick weiten lassen für die Not anderer.

 

Der Anfang und die Kraft der Barmherzigkeit sind aber bei Gott selbst. Weil Gott Erbarmen hat, will er, dass auch wir Erbarmen haben. Und so ist die Kraftquelle unseres Erbarmens immer auch die Meditation und das Betrachten des Erbarmen Gottes, das so unbegreiflich ist. Mich von Gottes Liebe und Erbarmen erfüllen zu lassen, lässt mich zu einem Gefäß werden, das überläuft. Ist das nicht ein guter Vorsatz, ein erstrebenswertes Ziel für dieses Jahr?

 

Es gibt auch eine Verheißung für den, der es wagt Barmherzigkeit zu leben. In Vers 38 heiß es: „Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch messen.“ Das heiß, dass wir überreich beschenkt werden, wie von einem Kaufmann, der das Gefäß befüllt, es schüttelt, damit der Inhalt zusammenfällt und weiter nachfüllt, bis das Korn über die Ränder geht. Voller geht es nicht mehr! Das ist die Verheißung! Ein Leben in Fülle, obwohl wir geben, obwohl wir barmherzig sind.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

 

Lied: EG 409, 1-2+7-8 Gott liebt diese Welt ..

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Predigt zu Silvester

Predigt: 2.Mo.13,20-22 (Perikope III)

Predigt von: Stefan Wagener

 

 

Sonntag: Altjahresabend / Silvester / 31.12.2020

Wochenspruch: „Meine Zeit steht in deinen Händen. (Ps.31,16a)

Lesung: Rö.8, 31b-39 Niemand kann uns scheiden von der Liebe Gottes

Wochenpsalm: Ps. 90 / EG 735

 

Lied: 329,1-3 Bis hierher hat mich Gott gebracht …

 

Kanzelgruß:

Die Gnade sei mit euch und Frieden von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

 

KW 561 Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus

Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes

und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes

sei mit uns allen, mit uns allen! Amen.

 

Predigttext: 2.Mo.13,20-22

20 So zogen sie aus von Sukkot und lagerten sich in Etam am Rande der Wüste.

21 Und der HERR zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten.

22 Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.

 

 

Gott geht mit uns!

 

 

Liebe Gemeinde,

 

der letzte Tag im Jahr ist nun gekommen. Ein Jahr, das es in sich hatte. Das „Corona-Jahr“, das uns vieles zugemutet hat und uns auch noch weiter in das kommende Jahr begleiten wird. Grund zur Hoffnung haben wir. Das Impfen hat begonnen und bis zum Sommer sollen die meisten im Lande geimpft sein.

 

Ein Jahr, das uns alle schmerzlich daran erinnert hat, dass durch einen Virus unsere ganze vertraute Welt ins Wanken geraten und ins Chaos stürzen kann. Im fernen China ausgebrochen und scheinbar so weit weg von uns. Wir alle haben noch die schrecklichen Bilder von eingesperrten Millionen von Menschen in Erinnerung. Und heute bin ich im Dorf spazieren gegangen und man erfährt, dass der eine oder andere sich auch in Quarantäne befindet. Mittlerweile kennt jeder einen Menschen aus seinem näheren Umkreis, der an Corona erkrankt ist – und es gut durchgestanden hat oder an den Folgen verstorben ist. Keiner weiß, wie das Virus einem zusetzt. Es ist unberechenbar und deshalb macht es auch Angst.

 

Sehr unterschiedlich ist dieses Jahr für uns gewesen. Einige Menschen mussten bis zur Erschöpfung arbeiten, weil sie im medizinischen Bereich tätig sind und andere waren zum

Nichtstun verdammt. Persönliche Kontakte waren auf ein Minimum beschränkt. Das war schon schwer – vor allem da, wo Menschen in Pflegeheimen oder im Krankenhaus waren und die Angehörigen sie nicht besuchen konnten und so manch einer einsam sterben musste. Das ist belastend für die näheren Angehörigen, dass man nicht da sein kann für die Lieben.

 

Aber dieses ungewöhnliche Jahr hat auch neue Chancen eröffnet. Wir als Familie auf dem Dorf, mit Wiesen drum herum, hatten wieder mehr Zeit füreinander. Das Stichwort „Entschleunigung“ wurde uns auf einmal unfreiwillig zugemutet. Damit muss man erst einmal wieder lernen umzugehen. Mit der Ruhe kommen einem die Aufgaben und Probleme wieder ins Bewusstsein, die wir gerne in der Hektik des Alltags verdrängen. Das ist nicht immer angenehm, aber so mancher hat sich diesen Herausforderungen gestellt.

 

Also sehr unterschiedliche Erfahrungen, die wir in diesem nicht leichten Jahr gemacht haben und nun wird es vermutlich still ausklingen. Feuerwerkskörper sollen nicht benutzt werden, um das Gesundheitssystem nicht noch weiter zu belasten. Im kleinen Kreis im Haus werden wohl die meisten dieses Jahr den Jahreswechsel begehen.

 

Was hält und trägt uns, wenn wir wieder an der Schwelle eines neuen Jahres stehen? Wo können wir die „Altlasten des Jahres“ abgeben? Woher bekommen wir neue Zuversicht für das Jahr 2021?

 

Der Predigttext erinnert uns an etwas sehr Wichtiges: Gott war mit uns und er wird auch im nächsten Jahr mit uns gehen. Das ist die Botschaft für uns heute an der Schwelle zum neuen Jahr.

 

Das Volk Israel steht ebenfalls an der Schwelle. Das Passahfest ist gefeiert und nun ist alles gerüstet, um aufzubrechen in eine neue Zukunft. Nach zähem Kampf hat nun der Pharao die Israeliten, seine billigen Arbeitssklaven, endlich ziehen lassen. Und nun brechen sie auf in eine neue Zukunft. Hinter ihnen liegt die Sklaverei und vor ihnen liegt die Freiheit.

 

Aber wo geht die Reise hin? Gott führt sie. Am Tage durch die Wolkensäule und in der Nacht durch eine Feuersäule. Sie beide sind das sichtbare Zeichen, dass Gott ihnen vorrangeht und mit ihnen geht. Gott zieht mit ihnen aus!

 

Ein wunderbares Bild ist es und ich liebe diese Geschichte vom Exodus. Gott hat die Klagen seines Volkes gehört und hat durch Moses mit mächtigen Zeichen den Pharao gezwungen, das Volk ziehen zu lassen.

 

Man kann das Volk damals beneiden um dieses sichtbare Dasein Gottes. Wolken- und Feuersäule erscheinen und man geht einfach hinterher und weiß: Gott ist da. Gott führt. Doch wer die Geschichte weiterliest weiß, dass der Weg in die Freiheit durch die Wüste ging mit vielen Umwegen. Gott ist all die Wege mitgegangen. So erwies sich die Offenbarung Gottes im Dornbusch dem Mose als wahr, in der er sich vorstellte: „Jahwe“ ist mein Name, das bedeutet: „Ich bin da!“ (2.Mo.3,14) Gott war für sein Volk da.

 

In dieser Lage sind wir nicht. Wir haben keine Wolken- und Feuersäulen, die uns klar und deutlich Gottes Gegenwart und „Mit-Uns-Sein“ veranschaulichen.

 

Gott ist aber der gleiche und sein Name ist sein Wesen und Ausdruck seiner Liebe. Er ist für uns Menschen da. Er will bei uns sein. Er sucht unsere Nähe und ist an unserer Seite. Das ist die Erfahrung vieler Menschen und viele Bilder gibt es, die diese Nähe Gottes zum Ausdruck bringen. Z.B. der Ps.23 „Der HERR ist mein Hirte…“ Und seit Weihnachten ist uns verheißen, dass Gott noch einmal in besonderer Weise uns Menschen nahe sein will, er wird selbst Mensch. Und dieser Mensch ist Jesus Christus, der auch „Immanuel“ genannt wird, dass übersetzt heiß: „Gott mit uns!“ (Mt.1,23)

 

Aber wie wird dies konkret? Vertrauen zu Gott kann man lernen und mir helfen die Bilder aus der Bibel. Die Wolken und das Feuer sind immer auch Zeichen und Bilder der Gegenwart Gottes und so nehme ich sie mit in mein Leben. Wenn ich an die Wolken denke, dann fällt mir z.B. Psalm 36,6 ein. Dort heißt es: „HERR, deine Güte reicht so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.“ Oft, wenn ich alleine in den Weiten der sibirischen Taiga und Steppe unterwegs war und Heimweh hatte oder ich mich einsam fühlte in einem fremden Land, dann hat mich der weite Himmel getröstet, weil ich an das Psalmwort denken musste. Der Himmel und die Wolken, die da entlang ziehen kennen keine Grenzen und vielleicht ist die Wolke, die ich jetzt am Himmel sehe aus Deutschland zu mir geflogen. Das hat mich getröstet und zugleich war ich auch ergriffen von der Größe Gottes, der mich und die Lieben zu Hause umfangen hält.

 

Und wenn ich an Feuer denke, dann liebe ich es an unserem Kamin zu sitzen. Draußen schneit es oder es ist kalt und ich sitze hier und schaue den lebendigen Bewegungen des Feuers zu und erfreue mich an der Wärme und dem Lichtspiel. Oder ich denke an meine Kindheit, wenn wir an der Eder mit Freunden und Geschwistern gezeltet haben. Das Feuer gab uns Sicherheit und wies die Dunkelheit in seine Schranken.

 

Es sind kleine Erlebnisse, durch die ich versuche, die Bilder der Bibel in meinem Leben sprechen zu lassen um das zu erleben, was das Volk Israel damals erlebte. Mit den Bildern knüpfe ich an Erinnerungen in der Geschichte des Volkes Israel und an meine eigene Geschichte mit Gott an. Die Bilder helfen mir im Alltag sie mit Gott zu verbinden, weil die Bilder auch in meinem Leben vertraut sind: Wolken, Feuer, Regenbogen, Ginsterstrauch, Hirte, Burg und vieles mehr. Es braucht ein wenig Übung, das was ich sehe mit den vertrauten biblischen Bildern zu verbinden, aber es hilft mir im Alltag, mich im Glauben der Gegenwart Gottes zu vergewissern. Er ist da. Er ist bei mir.

 

Seit Weihnachten ist Gott uns noch auf ganz andere Weise nahegekommen. Die Engel verkündigen uns: „Fürchtet euch nicht! Denn … euch ist heute der Heiland geboren…“ (Lk.2,10f) Wir brauchen also keine Furcht mehr zu haben, nicht vor dem, was uns vom alten Jahr her belastet, noch vor dem, was im neuen Jahr auf uns zukommt. Versäumtes dürfen wir Gott bekennen und um Vergebung bitten und für Gelungenes dürfen wir Gott danken. Er ist ja unser Heiland.

 

„Heiland“, auch hier gibt es in meinem Leben Bilder und Erinnerungen. Hier vor allem von meiner Oma, die in meiner Kindheit mit uns im Hause lebte. Sie redete immer von ihrem „Heiland“, der sie so treu begleitet hat – obwohl sie kein einfaches Leben hatte. Aber der Heiland war immer bei ihr. Und so – wenn ich heute das Wort „Heiland“ höre, dann denke ich an das große Gottvertrauen meiner Oma und das ermutigt mich, ihm ebenso mein Leben anzuvertrauen. Das hilft mir am Jahreswechsel.

Als Lesung für diesen Abend ist uns Rö.8, 31b-39 mitgegeben und das möchte ich auch ihnen herzlich mitgeben an diesem Jahreswechsel. Es sind die Worte des Paulus, die für mich so wunderbar zum Ausdruck bringen wie unser Vater unseres Herrn Jesus Christus für uns da sein will:

31b Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?

32 Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?

33 Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht.

34 Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt.

35 Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?

36 Wie geschrieben steht (Psalm 44,23): »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe«.

37 Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat.

38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,

39 weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

 

Mit dieser Liebe Gottes sind wir eingeladen das vergangene Jahr loszulassen und wieder in Gottes Hand zurückzulegen. Und zugleich dürfen wir getrost auch in das neue Jahr hineingehen. Auch dieses neue Jahr wird ein Jahr mit Gott sein, dessen Liebe für uns ist und von der uns niemand trennen kann.

 

Das kommt so wunderbar in dem schönen Lied von Dietrich Bonhoeffer zum Ausdruck, dass er 1944 aus dem Gefängnis gedichtet hat:

1. Von guten Mächten treu und still umgeben, / behütet und getröstet wunderbar, / so will ich diese Tage mit euch leben / und mit euch gehen in ein neues Jahr.

7. Von guten Mächten wunderbar geborgen, / erwarten wir getrost, was kommen mag. / Gott ist bei uns am Abend und am Morgen / und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist all unsere menschliche Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus und begleite und uns in das neue Jahr. Amen

 

Lied: EG 65,1-7 Von guten Mächten …. (oder EG+6)

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2.Mo.13,20-22 k. Altjahresabend (III) 31
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Predigt zum 2. Weihnachtstag

 

Predigt: Hebr.1,1-4 (Perikope III)

 

Predigt von: Stefan Wagener

 

Sonntag:                             2. Weihnachtstag / 26.12.2020

 

Wochenspruch:               „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit.“ Joh.1,14a

 

Lesung:                               Mt.1,18-25 Weihnachtsgesichte nach Matthäus

Wochenpsalm:                                Ps.98 / EG 739

 

Lied: EG 27,1-6 Lobt Gott, ihr Christen alle gleich …

 

Kanzelgruß:

Die Gnade sei mit euch und Frieden von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

KW 561 Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus

Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes

und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes

sei mit uns allen, mit uns allen! Amen.

 

Was genau ist denn nun Weihnachten für uns geschehen?

Liebe Gemeinde,

heute ist der 2. Weihnachtstag an einem Weihnachten, dass so ganz anders verlief als gewohnt, ohne große Familienfeiern und ohne Präsenzgottesdienste. Und so hat man mehr Zeit als bei früheren Festtagen, um über Weihnachten nachzudenken. Dazu haben wir morgen noch einen weiteren Ruhetag, den Sonntag. Das kann für den einen oder anderen schon Mal zu viel werden mit der Ruhe und man kann ins Grübeln geraten. Dann können Fragen in uns Raum gewinnen, die sonst in der Hektik untergehen. Zum Beispiel die Frage: Was genau ist denn nun Weihnachten für uns geschehen?

Wir müssen über diese Frage nicht erschrecken, es ist normal und auch gut, dass wir uns überlegen, was Weihnachten für uns bedeutet und warum uns dieses Fest so wichtig ist. Diese Fragen hatten Menschen schon immer und der Predigttext für den zweiten Weihnachtstag versucht, auf diese Frage eine Antwort zu geben.

Predigttext: Hebräer 1,1-4

1 1 Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, 2 hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat.

3 Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe 4 und ist so viel höher geworden als die Engel, wie der Name, den er ererbt hat, höher ist als ihr Name.

Die Worte sind aus dem Hebräerbrief und richtet sich an Christen, die um 100 n. Chr. gelebt haben. Und die haben diese Fragen: Was bringt uns Weihnachten? Und der Briefschreiber gibt eine – wie ich finde – schöne Antwort auf die Frage.

1. Gott liebt die Menschen

Im Vers 1 heißt es: „Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, …“ (V.1)

Das erste was uns Weihnachten erzählt, ist, dass Gott zu uns kommt als kleines Kind. Weihnachten ist ein weiteres Zeichen dafür, dass Gott den Menschen sucht und nahe sein will. Gott will die Nähe zum Menschen. Er sucht das Gespräch. Davon erzählt uns die Bibel. Gott sucht den Adam im Paradies, der schuldig geworden ist. Gott spricht zu Abraham, Gott hört das Klagen des Volkes Israel in der Sklaverei in Ägypten und sendet Mose, damit er das Volk aus der Sklaverei führt. Gott sendet die Propheten, die dem Volk sagen, was der HERR denkt und zuletzt sendet er seinen Sohn Jesus Christus.

Warum macht Gott das alles? Was liegt ihm an den Menschen? Johannes drückt in seinem Evangelium kurz und bündig aus, was das Motiv Gottes ist: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh.3,16) Die Antwort ist klar: Gott liebt die Menschen. Er will sie nicht ihrem Schicksal überlassen, sondern will sie in seine heilsame Nähe führen.

Es ist merkwürdig, dass der Menschen immer wieder die Distanz zu Gott lebt. Adam läuft weg, weil er Angst hat. Das Volk Israel läuft den sichtbaren Göttern nach im Lande Kanaan, weil sie leichter zu verehren sind als ein unsichtbarer Gott. Es fällt den Menschen schwer, einem unsichtbaren Gott zu vertrauen. Immer wieder muss Gott sie aus Schuld und Verstrickung herausführen und doch fallen die Menschen immer wieder von ihm ab.

2. Gott wird sichtbar durch seinen Sohn

Aus diesem Grunde hat Gott zuletzt durch seinen Sohn Jesus Christus geredet. Gott kommt den Menschen entgegen und wird sichtbar in seinem Sohn Jesus Christus. Gott gibt seine Unsichtbarkeit auf und wird ein Kind in der Krippe.

Das wird deutlich darin, dass schon die Engel am Heiligabend, nachdem sie die die Geburt des Heilandes den Hirten verkünden haben, fortfahren: „Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind im Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ (Lk.2,12) Das ist der Grund, dass die Hirten untereinander beschließen aufzubrechen, um zu sehen, was ihnen kundgetan wurde (vgl.Lk.2, 15).

Gott wird sichtbar, aus Liebe zu den Menschen und Jesus sagt es deutlich: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ (Joh.14,9) Das heißt, was wir in den Evangelien über Jesus erfahren, wie er mit den Menschen umgeht, was er sagt, in all dem sehen wir unseren Vater im Himmel.

Das meint der Schreiber des Hebräerbriefes, wenn er im Vers 2 schreibt: „Er [Jesus Christus] ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens …“ Jesus ist also Abglanz und Ebenbild unseres Vaters im Himmel. Damit wird gesagt, dass Jesus der Menschen ist, wie ihn sich Gott wünscht und zu dem er ihn geschaffen hat. In Jesu Leben, in seinem Handeln und indem was er sagt, ist er ein Mensch im Ebenbild Gottes.

Zum Ebenbild sind auch wir Menschen geschaffen, so wird es uns in der Schöpfungsgeschichte erzählt. In 1. Mo.1, 27 heißt es: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“ Wir Menschen sind zum Abbild Gottes geschaffen und zwar ohne Abstriche. Im Ps.8, 5-6 heißt es: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst und des Menschen Kind, dass du sich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“

Abbild Gottes zu sein heißt in Liebe mit Gott verbunden zu sein. Mit Gott auf Du und Du zu sein. Jesus lebt diese Du-Beziehung und deswegen spricht er Gott als den Vater an und ermutigt uns, Gott ebenso anzureden, wie z.B. im Vaterunser.

3. Gott will die Trennung zwischen ihm und den Menschen überwinden.

Doch uns Menschen treibt es immer wieder aus dieser Beziehung weg. Wir meinen, dass wir uns nur selbstverwirklichen können, indem wir aus dieser Gottesbeziehung ausbrechen. Ausbrechen aus der Bevormundung Gottes, als die wir z.B. die 10 Gebote oft empfinden. Was das bedeutet, davon berichtet uns die Bibel, was mit den Menschen geschieht, die aus der Beziehung zu Gott ausbrechen. Den Beziehungsabbruch, die Trennung von Gott, nennt die Bibel Sünde. Sünde heißt wörtlich: Trennung.

Weihnachten heißt, Gott will die Trennung zu den Menschen überwinden. Und so schreibt der Hebräerbrief in Vers 3 weiter: „ … und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe …“

Jesus ist also gekommen, um die Sünder gerecht zu machen. Er will die Menschen wieder zurückholen in die Gemeinschaft mit Gott. Der Mensch allein ist nicht mehr in der Lage umzukehren. Erst die Gnade und Barmherzigkeit Gottes befähigt uns Menschen zu Gott umzukehren und bei ihm zu bleiben.

Das zeigen die Wunder Jesu, die Heilungen von Dämonen, von Krankheiten und seine Worte, die von der Liebe Gottes zu den Menschen sprechen und sie zum Vertrauen auf Gott ermutigen und in die Beziehung zu Gott zurückrufen.

Christus ruft uns Menschen in die Ebenbildlichkeit Gottes zurück, indem er uns ermutig, die Liebe Gottes selbst im Leben umzusetzen. Jesu Doppelgebot der Liebe ist dabei das Zentrum: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.“ (Mt.22,37) Indem wir solche Menschen werden, die Gott und die Menschen lieben kommt Weihnachten zum Ziel. Deswegen ist es auch das Fest der Liebe.

Aber nicht, weil wir uns so anstrengen müssen und zumindest versuchen über die Weihnachtszeit die Harmonie in der Familie zu retten. Darum geht es nicht an Weihnachten, sondern dass wir daran erinnert werden, dass es unsere Bestimmung ist zu lieben und dass wir darin oft versagen.

Weihnachten ist aber erst einmal die Zusage, dass am Anfang die Liebe Gott steht. „Also hat Gott die Welt geliebt … und deswegen haben wir die Möglichkeit, die wir von Gott geliebt sind, diese Liebe an unsere Mitmenschen weiterzugeben.

Gott schenkt uns seine Liebe. Das ist der Grund der Weihnachtsfreude. Und das ist auch der Grund, warum wir uns Weihnachten gegenseitig beschenken. Wir wollen so unsere Freude an Gottes Liebe zum Ausdruck bringen und weitergeben, in dem wir anderen eine Freude machen

4. Weihnachten lädt uns ein, Gottes Liebe zu vertrauen

Wir haben soeben betrachten, was Gott uns an Weihnachten schenkt. Er lädt uns ein, der Botschaft von Weihnachten zu vertrauen und im Leben umzusetzen. Wir sollen seinem Sohn Jesus Christus nachfolgen, mit dem, was er getan und gesagt hat – dann ist es jeden Tag Weihnachten für uns, durch das Geschenk an mich, dass ich ein geliebtes Kind Gottes sein darf und mich diese Liebe Gottes verändern will. Damit ich zu einem Menschen werde, der liebt, Gott und die Menschen – und mich selbst!

Das ist die Antwort des Briefschreibers an die Hebräer und an uns auf die Frage: Was genau ist denn nun Weihnachten für uns geschehen? Weihnachten kommt für uns dann zum Ziel, wenn wir aufbrechen und die Botschaft von Heiligabend leben. Dann eröffnet sich uns das Geheimnis von „Weih-Nachten“, wenn wir in dieser Heiligen Nacht unsere Leben neu der Liebe Gottes weihen.

Dazu will uns die Geschichte von Weihnachten ermutigen, die Lieder, die wir singen, die Kerzen, die am Christbaum für uns leuchten und die Dunkelheit und die Zweifel verdrängen. „Fürchtet euch nicht!“ ist der Ruf der Boten Gottes in der Heiligen Nacht. Fürchte dich nicht, dein Leben der Liebe zu weihen.

Nun liegt es an uns, ob wir der Weihnachtsbotschaft vertrauen. Es liegt an uns, ob wir aufbrechen wie Maria und Josef, die Hirten und die drei Weisen aus dem Morgenland um Gottes Liebe zu besehen und uns ermutigen zu lassen, diese Liebe an andere weiterzugeben. Gott will uns dazu segnen

 

So will ich ihnen den Weihnachtssegen zusprechen:

Gott segne dich und behüte dich,

Gott lasse sein Licht leuchten über dir und erwärme dich.

Gott gebe Weihnachtsfreude in dein Herz und erfülle es mit seiner göttlichen Liebe

und schenke dir Frieden. Amen.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachten.

Und der Friede Gottes, der höher ist all unsere menschliche Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

Lied: 39,1-7 Kommt und lasst uns Christus ehren …

 

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Hebr.1,1-4 k. 2. Weihnachtstag 25.12.202
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Predigt zum 1. Weihnachtstag

Predigt: Jesaja 52,7-10 (Perikope III)

 

Predigt von: Stefan Wagener

 

Sonntag:                             1. Weihnachtstag / 25.12.2020

 

Wochenspruch:               „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“ (Joh.1.14a)

 

Lesung:                               Joh.1,1-5.9-14(16-18) Das Wort ward Fleisch

 

Wochenpsalm:                                Ps.96 / EG 738

Lied: 36,1-5 Fröhlich soll mein herze springen …

Kanzelgruß:

Die Gnade sei mit euch und Frieden von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

 

KW 561 Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus

Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes

und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes

sei mit uns allen, mit uns allen! Amen.

 

Predigttext: Jesaja 52,7-10

7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!

8 Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt.

9 Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.

10 Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

Die Freudenboten sind unterwegs

Liebe Gemeinde,

Manchmal vergessen wir in unserem Alltagstrott, dass Freudenboten unterwegs sind. Sie sind zuweilen auch schwer auszumachen. Schlechte Nachrichten verbreiten sich einfach schneller in unseren Medienlandschaften. Damit kann man Schlagzeilen machen und Leser anlocken. Freudenbotschaften dagegen muss man schon suchen, bevor man sie findet.

Eine Freudenbotschaft unserer Tage: Ein neuer Impfstoff gegen Corona ist gefunden und zugelassen. Nach Weihnachten soll in Deutschland mit den Impfungen begonnen werden. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass wir in den nächsten Monaten wieder in das normale Leben zurückkehren können.

Auch in unserem heutigen Predigttext für den ersten Weihnachtstag sind die Freudenboten unterwegs. Jesaja verkündigt es dem geschundenen Volk Israel: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!“

Die Füße der Freudenboten wandeln durch ein zerstörtes Land. 537v.Chr haben die Babylonier Judäa erobert und die Heilige Stadt Jerusalem und den Tempel zerstört. Der Tempel war das Zentrum des jüdischen Glaubens. Der Tempel auf dem heiligen Berg Zion, in dem Gott mitten unter seinem Volk lebte. All das ist nicht mehr.

Die oberen 10.000 wurden nach Babylon verschleppt, nachdem die Juden noch einmal gegen die Babylonier einen Aufstand wagten. Damit das nicht wieder passiert, wurden sie nach Babylon verschleppt.

Zurück blieb das einfache Volk und lebte zwischen den Trümmern der Stadt und in einem zerstörten Land und versuchte die Wunden des Krieges zu heilen, und dass nun schon seit 50 Jahren. Hoffnung gibt es nicht! Religiöses Leben ist zum Erliegen gekommen – ohne Tempel und ohne die Gottesdienste dort! Und überhaupt, haben doch die Götter der Babylonier sich nicht als stärker erwiesen als ihr Gott Jahwe?!

In all der Trübsal und Hoffnungslosigkeit kommt nun Gottes Wort zu ihnen, indem der Prophet Jesaja im Auftrag Gottes eine Botschaft an sie richtet. Die Freudenboten ziehen durch das Land und verkündigen eine Botschaft, die auf verwirrte Menschen stößt. Frieden wird verkündigt. Gutes wird kommen. Heilung der Wunden wird das Volk erfahren. Und das alles weil Gott zurückkehrt in sein Haus auf dem Berg Zion. Gott ist nicht tot, sondern: „Siehe, ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln.“ (Jes.54,7)

Eine solche Freude wird angekündigt, dass auch die Trümmer Jerusalems mit einstimmen in den Jubel (V.9) Denn der HERR tröstet das Volk und alle Welt wird das Heilshandeln Gottes sehen.

Und tatsächlich, neue Nachrichten machen die Runde und die Worte der Freudenboten haben Recht. Die Macht der Babylonier bröckelt und Babylon wird von den Persern erobert und die Götter der Babylonier sind von ihren Sockeln gestürzt. Der Perserkönig Kyrios erlässt ein Edikt, dass alle Menschen wieder in ihre Heimat zurückkehren können und dass die Heiligtümer wiederaufgebaut werden dürfen.

Die Freudenboten hatten Recht! Derr HERR lebt und ist der Mächtige in dieser Welt. Die Juden können wieder heimkehren und ihren Tempel aufbauen. In den beiden biblischen Büchern Esra und Nehemia wird diese Heimkehr und der Aufbau des Tempels erzählt. Gott bleibt der Handelnde. Er bringt Frieden, Gutes und Heil den Juden und alle Völker werden das Heilshandeln Gottes an seinem auserwählten Volk sehen (V.10).

Gott bringt das Heil, nicht nur für sein Volk, sondern allen Völkern. Das was er im Bund mit Abraham verheißen hat: „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ (1.Mo.12,3) klingt bei Jesaja schon an und führt weiter zu der Heiligen Nacht, als die himmlischen Freudenboten den Hirten und uns allen verkünden: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ (Lk.2,10-11) Und dann stimmt der Freudenbotenchor zum himmlischen Gesang ein: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lk.2,14)

Abraham, Jesaja und die Engel am Heiligabend, sie alle erfahren und verkündigen das Heil Gottes den Menschen. Der Kreis des Heils Gottes weitet sich und kommt zum Ziel, von einem Mann zum Volk Israel und dann zu allen Völkern. In das Chaos der Welt hinein wird es verkündigt, dass Gottes Frieden, d.h. Schalom, seine Güte und Barmherzigkeit und sein Heil zu den Menschen kommt – bis in unsere Zeit!

Aber wie geschieht dieses Heil? Wie kommt Gottes Frieden zu uns? Wie erfahren wir seine Güte und Barmherzigkeit?

Des Menschen Antwort auf die Freudenboten ist der Glaube, d.h. das Vertrauen darauf, dass Gott tut was seine Worte verheißen und dass ich darauf hin mein Leben ausrichte und mich in Bewegung setze.

Das ist bei Abraham so. Er geht aus der Heimat, verlässt seine Verwandtschaft und Familie und zieht los. Er vertraut den Verheißungen Gottes.

Das ist mit dem Volk Israel so, als sie die Verheißung Gottes durch den Propheten Jesaja hören. Sie brechen auf in Babylon und kehren wieder heim nach Jerusalem und bauen die Stadt und den Tempel wieder auf. Sie glauben der Botschaft und so geschieht das, was die Propheten verkündigen.

Und so ist es zuletzt auch in der Heiligen Nacht. Die Hirten hören die Freudenbotschaft der Engel und dann heiß es: „Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.“ (Lk.2,15) Und so kamen sie zum Stall und konnten den Heiland und Retter der Welt sehen. Und sie erzählten Maria und Josef von dem, was ihnen in dieser Nacht widerfahren und verkündigt worden ist. Und am Ende heißt es von den Hirten: „Und die Hirten kehrten wieder um, priesen Gott und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.“ (Lk.2,20)

Was für Abraham, für die Juden in der Verbannung in Babylon, für die Hirten in der Heiligen Nacht gilt, das gilt auch uns. Zu hören auf die Freudenboten, darauf zu vertrauen und sich auf den Weg zu machen und aus den Verheißungen Gottes leben.

In allen drei Situationen schließt sich ein Kreis: Hören auf die Freudenboten, der Verheißung vertrauen und aufbrechen und von der Erfüllung des Heils anderen erzählen und sie somit hineinholen in Gottes Heilshandeln.

Ich kann mir vorstellen, wie verblüfft die Bewohner in den Trümmern von Jerusalem waren, als die ersten Exilanten die Stadt erreichten, dass sie frei sind und die Erlaubnis haben heimzukehren und die Stadt und den Tempel wiederaufzubauen. Auf einmal wird wahr, was die Boten verkündigt haben und ich kann mir vorstellen, dass die Freude groß war.

Oder die Hirten in der Heiligen Nacht. Sie hätten sich auch wieder hinlegen können. Es war ein schöner Traum, hätten sie sagen können und hätten noch ein wenig philosophieren können am Lagerfeuer, was das alles zu bedeuten habe … Nein, das taten sie nicht! Sie machten sich auf, um zu sehen. Sie erzählen Maria und Josef von ihrem Erlebnis mit den himmlischen Freudenboten. Maria und Josef wurden von diesem Bericht der Hirten gestärkt und ermutigt, ihrem Auftrag weiter nachzugehen. Denn ich kann mir vorstellen, dass die beiden auch so mancher Zweifel geplagt hat, ob alles so richtig ist, wie sie die Zeichen verstanden haben. Maria, so heiß es weiter, bewegt all die Worte in ihrem Herzen.

Gott beauftragt die Freudenboten. In unserem Predigttext ist es der Prophet Jesaja, der im Auftrag Gottes redet. In der Heiligen Nacht sind es die Engel, die die Freudenbotschaft verkündigen und dann sind es die Menschen selbst, die die Freudenbotschaft weitergeben in dieser Welt. Die Rückkehrer aus dem Exil im Babylon, die es den Bewohnern zwischen den Trümmern in Jerusalem verkündigen. Dann die Hirten, die es Maria und Josef weitersagen – und heute sind wir es, die wir ein ganz anderes Weihnachten in diesem Jahr feiern, inmitten der Corona-Pandemie.

Weihnachten fällt nicht aus, denn die Freudenboten sind auch diese Weihnachten unterwegs. Menschen, die Gottes Wort hören, die Botschaft von Weihnachten, und es anderen weitersagen und die nach der Botschaft leben, die ihnen verkündigt wurde: Gott kommt mit seinem Frieden, mit seiner Güte und Barmherzigkeit und mit seinem Heil.

Lasst uns davon sprechen, warum wir Frieden in unserem Herzen haben, trotz all der Nachrichten von Corona und evtl. dem neuen mutierten Virus, das in England und vielleicht auch schon unter uns sein Unwesen treibt. Lasst und von dem Reden, wie uns Christus Heil geschenkt hat. Wie er uns verändert hat, indem er uns durch seine Gnade und Barmherzigkeit befähigt hat, mit unseren Mitmenschen anders umzugehen. Lasst uns davon reden, was es für uns bedeutet, dass Gott unser himmlischer Vater ist und dass wir uns daran freuen, was uns in der Taufe verheißen ist, dass uns niemand aus seiner Hand reißen kann und dass seine Worte uns trösten und Kraft geben, wenn wir Angst und Sorgen haben.

Ich möchte Sie und auch mich selbst wieder ermutigen, ebenfalls Freudenboten Gottes zu sein. Lassen Sie uns davon sprechen, wie Gottes Friede, seine Güte und Barmherzigkeit und sein heilsames Handeln unser Leben verändert hat und dass es gut ist, wenn wir Kinder Gottes sind.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

 

Lied: EG 54, 1-3 Hört, der Engel helle Lieder …

 


Andacht für Heilig Abend

Andacht für Heilig Abend / Lk.2,1-20

Andacht von: Stefan Wagener

 

Kanzelgruß:

Die Gnade sei mit euch und Frieden von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

 

Predigttext: Lukas 2,1-20 Jesu Geburt

2,1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. 6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

 

 

Die Weihnachtsbotschaft an uns: Fürchtet euch nicht!

 

Liebe Heiligabendgemeinde in den Häusern,

 

jemand von Ihnen hat die vertraute Weihnachtsgeschichte verlesen. Das einzige, was uns an diesem besonderen Heiligabend vertraut ist. Die Geschichte der Geburt von Jesus Christus. Alles andere ist in dieser Heiligen Nacht für uns neu und ungewohnt.

 

Die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie hat uns kein Weihnachten beschert, wie wir es alle erhofft haben. Wir sehen uns kein Krippenspiel an, wie wir es bisher jedes Jahr immer wieder von den Kindern vorgespielt bekommen haben. Wir sitzen auch nicht in der Kirche, die Weihnachten so eine besondere Atmosphäre hat, der große Christbaum, der Duft der Kerzen,

der Klang der Orgel und des Posaunenchores, wenn sie unseren Gemeindegesang zu Weihnachten begleiten. Und eine kurze Besinnung vom Pfarrer gibt es auch nicht und was bestimmt viele vermissen, dass gemeinsame Singen von „Stille Nacht, heilige Nacht …“, das wir jetzt in unserem Wohnzimmer anstimmen.

 

Wie geht es uns damit? Haben wir eher das Gefühl Weihnachten fällt aus wenn wir es nicht so feiern können, wie wir es gewohnt waren! Sind wir enttäuscht und verärgert, dass unsere Kirchengemeinde alle Gottesdienste abgesagt hat, auch die, die im Freien stattfinden sollten? Ist die Kirche zu ängstlich? Wo bleibt ihre Glaubenszuversicht? Wer soll dann noch die Hoffnung verkündigen, wenn die Kirche ihrem Auftrag nicht nachkommt? Wo kommt zum Ausdruck, dass die Kirche die Botschaft des Engels lebt? „Fürchtet euch nicht!“ Ist sie zu vorsichtig?

 

Wie auch immer wir zu den Ereignissen stehen und sie beurteilen, es wird eine Heilige Nacht sein, die wir nie vergessen werden. Es ist alles so anders. Aber meine Hoffnung ist, dass es doch eine Heilige Nacht werden wird, in der Gott uns besucht – in unseren Wohnzimmern.

 

Damals ist Gott gekommen, auf dem Felde zu den Hirten und Schafen, in einem kleinen Stall in Bethlehem, wo Maria und Josef notdürftig unterkommen, weil kein Platz in der Stadt ist. In diesem armen Stall wird der Sohn Gottes geboren und in Windeln gewickelt und in eine Krippe gelegt. Gott ist mitten unter den Menschen angekommen – so ganz anders, als es sich viele Menschen damals und vielleicht auch heute vorgestellt haben.

 

So wie bei uns heute Abend – so ganz anders feiern wir die Heilige Nacht! Mitten im Wohnzimmer, im kleinen Kreis der Familie, vielleicht noch mit Oma und Opa oder mit einem Freund und denken an diejenigen, die eigentlich bei uns und mit uns feiern sollten und dass es jetzt nicht geht.

 

So gesehen sind wir heute Abend nahe an dem, was damals geschah. Mitten in der Welt kommt Gott zu uns. Mit all dem Widerwärtigen, was die Welt der Menschen zu bieten hat, Herbergen voll, ausweichen in einen Stall, Gottes Sohn liegt in der Futterkrippe...

 

Dennoch kommt in mir Freude auf, wenn ich das betrachte. Gott kommt trotzdem. Weihnachten fällt nicht aus, nur weil kein Platz in den Herbergen ist. Es fällt auch nicht aus, nur weil der Kaiser Augustus ausgerechnet mal alle seine Steuerzahler zählen will. Nein, der Esel trägt die schwangere Frau Maria behutsam nach Bethlehem, Josef macht sich mit ihr auf den Weg und die Geburt verläuft glücklich – wenn auch im Stall! Das macht mir Mut. Auch die Corona-Pandemie kann Gottes Kommen in unsere Welt nicht verhindern.

 

Wir kommen Heilig Abend zusammen und hören die Weihnachtsgeschichte und hören die Worte des Engels: „Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ (V.10-11) Ich höre diese Botschaft, es trifft mich ganz besonders an diesem Heiligabend, wo mir so vieles durch den Kopf geht. Auch wenn es mich bedrückt, dass ich als Pfarrer diese Botschaft diesmal nicht in den Kirchen unserer Dörfer verkündigen kann, so weiß ich doch und freue mich darüber, dass es in vielen Häusern in unserer Gemeinde Menschen gibt, die die Weihnachtsgeschichte heute Abend vorlesen.

 

„Fürchtet euch nicht!“ Das ist ein Wort an uns alle, was auch in unseren Köpfen vorgehen mag und was für Sorgen und Ängste uns gefangen halten, wenn wir an die Gegenwart und an die Zukunft denken. Gott ist da, er lässt durch seine Boten verkündigen: „Fürchtet euch nicht!“

 

Gott ist mitten unter uns, jetzt in unseren Wohnzimmern, wenn wir dieses ganz andere Weihnachten feiern. Ich wünsche und hoffe, dass wir Gottes Nähe spüren und so für uns diese Heilige Nacht eine besondere Nacht wird. Dass wir die Worte des Engels hören und diese Worte unser Herz erreichen: Fürchte dich nicht! Euch ist heute der Heiland geboren. Deswegen haben wir Grund zur Freude.

 

Die Weihnachtsfreude kehre in unsere Häuser ein. Gott ist da! Lasst uns singen im Angesicht unseres schönen Christbaumes, der unser Wohnzimmer erleuchtet und die Dunkelheit der Welt begrenzt. Lasst uns die Weihnachtslieder anstimmen, das Lied 44 aus dem Gesangbuch: „O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit.“

 

Freue dich, wer und wo du auch seist! Christ ist geboren. Deshalb fürchte dich nicht!

 

Und der Friede Gottes, der höher ist all unsere menschliche Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen


Hausandacht zum Heiligabend

 

EG 46 Stille Nacht, heilige Nacht

 

1. Stille Nacht, heilige Nacht! / Alles schläft, einsam wacht / nur das traute, hochheilige Paar. / Holder Knabe im lockigen Haar, / schlaf in himmlischer Ruh, / schlaf in himmlischer Ruh.

 

2. Stille Nacht, heilige Nacht! / Hirten erst kundgemacht, / durch der Engel Halleluja / tönt es laut von fern und nah: / Christ, der Retter, ist da, / Christ, der Retter, ist da!

 

3. Stille Nacht, heilige Nacht! / Gottes Sohn, o wie lacht / Lieb aus deinem göttlichen Mund, / da uns schlägt die rettende Stund, / Christ, in deiner Geburt, / Christ, in deiner Geburt.

 

Text: Joseph Mohr (1816) 1838 / Melodie: Franz Xaver Gruber (1818) 1838

 

 

 

Ich spreche den Weihnachtssegen:

 

Gott segne dich und behüte dich,

 

Gott lasse sein Licht leuchten über dir und erwärme dich.

 

Gott gebe Weihnachtsfreude in dein Herz und schenke dir Frieden.

 

Amen.

 

 

 

 

 

Hausandacht für Heiligabend

 

 

„Fürchtet euch nicht!“

 

Lukas 2,10

 

Heiligabend, den 24. Dezember 2020

 

 

 

 

Wir feiern diese Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

 

 

Wir singen als erstes Lied:

 

EG 43 Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all

 

1. Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all, / zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall / und seht, was in dieser hochheiligen Nacht / der Vater im Himmel für Freude uns macht.

 

2. O seht in der Krippe im nächtlichen Stall, / seht hier bei des Lichtleins hellglänzendem Strahl / in reinlichen Windeln das himmlische Kind, / viel schöner und holder, als Engel es sind.

 

Text: Christoph von Schmid (1798) 1811 / Melodie: Johann Abraham Peter Schulz 1794; geistlich Gütersloh 1832

 

 

 

Lasst uns beten.

 

 

 

Ewiger Gott! Hier sind wir nun und bitten dich: Komm uns nahe! Sprich zu uns, wie einst zu den Hirten. Lass uns dein Licht sehen in der Dunkelheit unserer Tage! Wir brauchen deine Lieb hier auf der Erde, wir brauchen deinen Segen hier bei uns und überall! Lass uns glauben, sehen, spüren, dass du schon hier bist und uns nahekommen willst! Werde auch heute wieder geboren in unseren Herzen! Amen.

 

 

 

Wir singen das Lied:

 

 

 

Wir singen als nächstes Lied:

 

EG 43 Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all

 

3. Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh, / Maria und Joseph betrachten es froh, / die redlichen Hirten knien betend davor, / hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor.

 

4. O beugt wie die Hirten anbetend die Knie, / erhebet die Hände und danket wie sie; / stimmt freudig, ihr Kinder, wer wollt sich nicht freun?- / stimmt freudig zum Jubel der Engel mit ein.

 

Text: Christoph von Schmid (1798) 1811 / Melodie: Johann Abraham Peter Schulz 1794; geistlich Gütersloh 1832

 

 

 

Lesen der Weihnachtsgeschichte nach Lukas 2,1-20 (Siehe Beilage)

 

Kurze Andacht (Siehe Beilage)

 

 

 

Nach der Andacht singen wir das Lied:

 

EG 44 O du fröhliche, o du selige

 

1. O du fröhliche, o du selige, / gnadenbringende Weihnachtszeit! / Welt ging verloren, Christ ist geboren: / Freue, freue dich, o Christenheit!

 

2. O du fröhliche, o du selige, / gnadenbringende Weihnachtszeit! / Christ ist erschienen, uns zu versühnen: / Freue, freue dich, o Christenheit!

 

3. O du fröhliche, o du selige, / gnadenbringende Weihnachtszeit! / Himmlische Heere jauchzen dir Ehre: / Freue, freue dich, o Christenheit!

 

Text: Str. 1 Johannes Daniel Falk (1816) 1819; Str. 2-3 Heinrich Holzschuher 1829 / Melodie: Sizilien vor 1788, bei Johann Gottfried Herder 1807

 

 

 

Lasst uns beten.

 

„Fürchte dich nicht“ – sagt der Engel. Leichter gesagt als getan, gerade in diesen Zeiten. Gott, schicke gute Boten und Worte, die froh machen. Ich möchte so gern furchtlos und heiter durch die Welt gehen. Komm, Gott, zeig uns den Weg!

 

„Und sie machten sich auf den Weg“ – Gott, viele sind innerlich unterwegs, aber andere verlassen ihre Heimat und suchen ein lebenswertes Zuhause. Begleite sie und lass sie gut ankommen. Lass uns nicht müde werden vom Elend, sondern tatkräftig helfen.

 

„Friede auf Erden“ – danach sehnen wir uns.  Zum Frieden beitragen würden jetzt vor allem Gesundheit und Impfungen. Für alle Kranken und für alle, die sich um sie sorgen bitten wir. Schenk deine heilsame Nähe, guter Gott.

 

Lasst uns in der Stille beten.

 

  - Stilles Gebet – (2-3 Minuten)

 

Lasst uns gemeinsam beten, wir wie uns unserer Herr Jesus Christus beten gelehrt hat:

 

Vater unser im Himmel. / Geheiligt werde dein Name. / Dein Reich komme. / Dein Wille geschehe, / wie im Himmel, so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute. / Und vergib uns unsere Schuld, / wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. / Und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn dein ist das Reich / und die Kraft / und die Herrlichkeit / in Ewigkeit. / Amen.

 

 

 

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Andacht zum Heiligabend
20.12.24, Andacht für die Hausgemeinde.p
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